Es ist alltäglich. Ob im Talkback im 20 Minuten, in der Bewertungsspalte vom App Store oder ganz einfach in der Migros. Manche Menschen verwechseln es mit konstruktiver Kritik oder der eigenen Meinung, dennoch gehört es in ein völlig anderes Gebiet. Die Rede ist vom notorischen Nörgeln oder in Schweizerdeutsch gesagt "motze".
Gemotzt wird nach meiner subjektiven Wahrnehmung immer wie mehr und vor allem überall. Verstärkt wird das Ganze nun auch noch durch das Internet. Jeder oder jede kann nun selbst einen Kommentar zu einem Artikel auf einer Newswebseiten wie Bazonline, NZZ, 20 Minuten oder Blick verfassen. Und was man da liest, ist im Grundsatz himmeltraurig. Beiträge, welche vollgebombt sind mit Rechtschreibefehler, Sätze in denen ganze Wörter fehlen, zusammenfassend: Gewisse Beiträge versteht man vor lauter Fehlern nicht und das bei Menschen, welche die Schule schon lange hinter sich gelassen haben.
Aber die Schreibfehler sind eigentlich das geringste Übel in diesen Kommentaren. Was viel tragischer ist, dass jedermann resp. jedefrau meint, ein Profi in diesem Fachgebiet zu sein. Sei es nun in Gesellschafts-, Finanz- oder Politfragen. Jeder oder jede hat das Gefühl "etwas" zu sein, wahrgenommen zu werden. Doch ist das nicht das Resultat der Gesellschaft, welches sich in all diesen Talkbacks wiederspiegelt? Jeder will doch auffallen, jeder will ein Star sein. Und mit nur zwei Mausklicks kann man SEINE Meinung bei einem Bericht einer Tageszeitung schreiben. Seine Meinung raus lassen, so dass es alle auf der Welt lesen können. Sei es nun ein "Richtig so!" der ein "Was isch denn das für e verdammte Schissdräck, immer die dräcks Usländer!". Alles findet man dort. Die grösste Artenvielfalt neben dem Korallenriff und dem Urwald.
Aber nicht nur im Internet wird gemotzt. Ich mag mich an eine Situation erinnern, als ich in einer Migrosfiliale einen Ferienjob ausgeübt habe. Eines Tages kam da ein Rentner, der sich darüber beschwerte, dass der frische Blattspinat viel zu teuer sei. In Deutschland kostet er nur halb so viel. Er beschimpfte mich dann als "Wucherer" und "Abzocker". Aber leider war ich nur für die Tiefkühlabteilung zuständig. Nett verwies ich ihn an den Kundendienst und fünf Minuten später beschwerte sich der gleiche Mann bei der Arbeitskollegin, dass der Fleischkäse nicht frisch genug und viel zu teuer sei.
Man trifft es eben überall an. In der ganzen Schweiz. Ich will damit nicht sagen, dass es in anderen Ländern besser aussieht oder die Leute dort weniger nörgeln, aber es ist nun eine Tatsache, dass wir hier in der Schweiz eine verwöhnte Konsumgesellschaft haben, die immer das Gefühl hat, das Beste zu bekommen. Sei es nun im Migros, in der Politik oder sonst wo.
Schlussendlich kann man nur dazu sagen, dass sich in Zukunft nicht viel ändern wird. Es ist und bleibt eine Eigenschaft der Schweiz. Was aber nicht heisst, dass man etwas ändern kann. Darum finde ich:
Konstruktive Kritik: JA, Nörgeln & Motzen: NEIN, DANKE!